Zeigt mein Hund, wann er gehen will?
Niemand möchte gern darüber nachdenken, wann der geliebte Hund gehen wird. Und tut man es doch, dann wünscht man sich, dass er einfach friedlich einschläft, ohne vorher auch nur eine Sekunde leiden zu müssen. Leider ist die Realität oft ganz anders und irgendwann muss man als Mensch entscheiden, wann der Zeitpunkt zur Erlösung gekommen ist.
Diesen Moment fürchten alle und so sehr man auch darüber nachdenkt und sich eine Strategie für diesen Zeitpunkt zurecht legt – diese Entscheidung kann nicht geprobt werden. Und auch wenn der Kopf sagt, dass hier der Mensch allein entscheidet, so weiß doch der Bauch, dass es im Endeffekt der Hund ist, der einem zeigt, was richtig ist.
Auch der Tod gehört zum Leben
Unsere Fellnasen sind nicht einfach nur Tiere, die für eine gewisse Zeit unser Leben begleiten. Sie sind Teil der Familie, die besten Freunde, Retter in vielen Situationen und emotionale Stütze. Da ist es ganz egal, wie lange der Vierbeiner schon bei einem ist, wenn er gehen muss, ist es immer zu früh. Wir möchten keinen Abschied nehmen, wüssten unsere Vierbeiner am liebsten für immer an unserer Seite.
Natürlich ist das unmöglich. Aber mindestens genauso unmöglich ist die Vorstellung, sich irgendwann zu verabschieden und vielleicht auch noch selbst darüber zu bestimmen, wann dieser Abschied passiert. Doch der Tod gehört zum Leben und niemand ist davor gefeit. Tröstlich ist da nur, dass vor allem bei schwerer Krankheit viel Leid erspart werden kann und wir unseren treuen Freunden den letzten Weg so angenehm wie nur möglich gestalten können. Aber werden wir merken, wenn es soweit ist?
Gerade wenn vom Tierarzt niederschmetternde Diagnosen gestellt werden, steigt die Angst in uns auf. Wann sollte das Tier eingeschläfert werden? Was ist, wenn wir uns zu früh oder zu spät dazu entschließen? Und mit welchem Gefühl wird er gehen? Kann er es uns vielleicht sogar übel nehmen, wenn wir die Entscheidung treffen? All diese Gedanken und mindestens 1000 mehr gehen Hundehaltern durch den Kopf, wenn sicher ist, dass eine Heilung unmöglich ist.
Die Möglichkeit zur Entscheidung ist ein Segen
Auch wenn es undenkbar scheint zu entscheiden, wann der geliebte Vierbeiner gehen soll, ist es ein Geschenk, diese Entscheidung überhaupt treffen zu können. Es kann unsagbar viel Leid erspart werden. Jedoch ist der Zeitpunkt einer schlechten Diagnose nicht auch immer der Zeitpunkt des Abschieds. Dazwischen können Wochen oder sogar Monate liegen und nicht selten wird diese Zeit vor allem von der Angst beherrscht, zu vorschnell oder zu zögerlich zu handeln.
Auf der anderen Seite hört man jedoch immer, dass die Hunde es zeigen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Egal, ob sie krank sind oder einfach das Alter gekommen ist – wenn es Zeit ist zu gehen, übermitteln sie das ihren Menschen. Eine schöne Vorstellung, oder? Das beste daran ist, dass es nicht nur eine Vorstellung ist, sondern wirklich ein Fakt. Schließlich kennt niemand unsere Fellnasen besser als wir selbst und es braucht nur wenig, damit wir merken, wenn irgendwas nicht stimmt.
Einige Hunde neigen dazu, sich zurückzuziehen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Wenn der Appetit zurückgeht und ihnen jede Bewegung schwerfällt, suchen sie sich einen geschützten Platz, an dem sie gehen können. Entfernen sie sich dann von ihrer Familie, so liegt das ganz einfach in ihren Genen und nicht daran, dass sie sich bewusst abwenden. Andere möchten aber gerade in dieser Situation auch Nähe, werden sehr anhänglich und suchen vor allem ständig Augenkontakt. In diesen Blicken lässt sich zweierlei erkennen: Zum einen Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und all die Liebe und zum anderen die Bitte, jetzt gemeinsam den letzten Weg zu gehen.
Zeigt also mein Hund, wenn er gehen will?
Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Ja! Die Zeichen werden da sein und sie werden auch deutlich sein. Wichtig ist allerdings, dass wir Menschen uns aus Angst vor dem Schritt nicht gegen die Zeichen sperren und sie aus unserer Wahrnehmung verbannen. Die Liebe zum Tier sollte in diesem Moment größer sein als der Wunsch, vielleicht doch noch ein paar gemeinsame Tage mehr zu erleben.
Ist der Vierbeiner also krank oder sehr alt, ist unsere Aufmerksamkeit gefragt – und ein guter Tierarzt, der keine falschen Hoffnungen macht. Gemeinsam findet man dann den richtigen Zeitpunkt, an dem der treue Freund gehen soll, begleitet von viel Liebe und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit.
Bilder Quellenangabe:
malinois-662776_1920: Katrin B. / Pixabay
Kommentare
Ursula Huemer 16. Juli 2020 um 12:25
Habe Angst die Zeichen zu übersehen, mein Shih Tzu ist 15 Jahre alt.
Wie merke ich es wirklich
D. Neurohr 6. August 2020 um 21:54
Ich fand es immer schon vermessen, Haustiere zu töten, weil sie leiden. Tiere brauchten noch nie Menschen, um sterben zu können. Im Gegenteil werden sie von Anhänglichkeit, Angst und Schuldgefühlen Ihrer Besitzer meist daran gehindert, ihren Weg zu gehen.
Angel 12. Oktober 2020 um 9:44
Dieser Artikel ist wunderbar geschrieben, und trifft es genau auf den Punkt. Das sind wahre Worte, so würden sie auch aus meinen Herzen kommen. Denn der wer liebt, kann auch gehen lassen.
Korinna Charlet 21. Februar 2021 um 17:06
Hallo, ich habe mir den Artikel durchgelesen und mir als Halter bewusst, dass ich ein Entscheidung treffen muss oder meine Hündin mir anzeigt, dass die Zeit gekommen ist. Meine Jack Russel ist 18,1 Jahre. Nicht nur 1x haben wir um ihr Leben gelangt. Sie hat sich immer wieder aufgerappelt und nun, ich weiß auch nicht in den letzten Tagen baut sie immer mehr ab. Habe viel Geduld mit meiner Kleinen, aber ich habe Angst, hölliche!!! Ich weiß, es kann mir niemand jetzt raten oder was weiß ich…, hilft mir schon , meine Gedanken los zu werden. Danke fürs zuhören.