Hunde – Ihre Gefühle und Emotionen
Hunde haben keine Seele und somit keine Gefühle! Diese Aussage war über lange Zeit von Wissenschaftlern zu vernehmen. Zum Glück sind diese Zeiten nun schon lange vorbei und inzwischen wissen wir, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Nur über das Ausmaß gibt es noch keine klar definierten Aussagen, denn was gefühlt wird, lässt sich nur schwer messen.
Wenn wir nach Hause kommen, springen unsere Vierbeiner freudig umher, wenn wir sie schimpfen, legen sie einen schuldbewussten Blick auf und ist ein geliebtes Familienmitglied oder ein Hundefreund verstorben, kann man ihnen die Trauer förmlich ansehen. Für uns Hundebesitzer ist es überhaupt keine Frage, ob unsere Tiere etwas fühlen. Wir sehen es Tag für Tag. Die Wissenschaft hat aber doch noch so einige Probleme mit dem Thema, denn oftmals steht das, was augenscheinlich gefühlt wird, im krassen Gegenspruch zu allem, was wir aus Ethologie und Verhaltensbiologie wissen. Frei nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ sprach man dem Tier also die Emotionen ab.
Ist das Gefühl echt?
Hast Du schon einmal bewusst darauf geachtet, wie viele verschiedene Gemütszustände Dein Hund Dir zeigt? Freude, Trauer, Nervosität, Ruhe, Stress, Wut, Angst und sogar Humor lassen sich ganz klar erkennen, wenn man sein Tier beobachtet. Kritische Stimmen könnten nun wieder mit der Theorie der Vermenschlichung kommen und aufführen, dass die Tiere nur das tun, was aufgrund ihrer Evolution zu ihrem Überleben beiträgt. In diesem Zusammenhang wird auch gern erklärt, dass beispielsweise bei Wölfen die Mütter ihre Kinder zum Sterben zurücklassen, wenn diese krank und somit nicht von selbst überlebensfähig sind. Dieser Theorie, die eindeutig das eigene Überleben sichern soll, stehen allerdings Beobachtungen gegenüber, in denen Wolfsmütter deutlich Liebe und Mitgefühl zeigten und viel auf sich nahmen, um ihren verletzten Kindern zu helfen.
Nicht immer ist es also die Theorie, die richtig ist. In der Praxis ist viel öfter ein Gefühl zu erkennen als man es erklären kann. Schon Darwin (Evolutionsbiologe) wusste im Jahr 1871: „Der geistige Unterschied zwischen Mensch und Tier, so groß er auch sein mag, (ist) sicherlich nur von gradueller Natur, nicht aber von unterschiedlichem Wesen.“ Und so gibt es auch schon einige Studien, die belegen, dass sowohl beim Mensch als auch beim Tier das Fühlen über das zentrale Nervensystem gesteuert wird. Können wir also Angst, Zufriedenheit, Liebe und anderes fühlen, ist das auch für unseren Vierbeiner möglich.
Wie zeigt mein Hund, was er fühlt?
Das „Wie“ ist immer eine wichtige und interessante Frage, aber auch schwer zu beantworten. So vielfältig wie das Fühlen an sich, sind natürlich auch die Möglichkeiten, ihm Ausdruck zu verleihen. Die meisten Gefühlsregungen können wir gut deuten, vor allem dann, wenn wir unsere Vierbeiner gut kennen. Freude ist ganz einfach zu erkennen und auch Angst und Stress können wir schnell identifizieren. Trauer ist ein weiteres starkes Gefühl, das wir leicht erkennen können. So gibt es viele Berichte von Hunden, die beispielsweise am Grab ihres verstorbenen Herrchens oder auch Hundefreunds liegen. Und es gibt sogar Fälle, in denen selbst Wissenschaftler keine andere Erklärung für den Tod eines Tiers fanden als ein gebrochenes Herz, weil der Gefährte kurz zuvor verstorben ist.
Ein starkes Gefühl äußert sich also auch über ein klar erkennbares Verhalten. Etwas anders ist es allerdings, wenn die Emotion ein wenig diffuser ist. Selbst wir Menschen wissen manchmal ja nicht wirklich, was wir da gerade fühlen. Wir wissen, irgendwas in uns fühlt sich anders an – aber definieren können wir es nicht. So ist es dann auch, wenn der Hund eher leichte Gefühlsregungen zeigt. Ein Anflug von Unsicherheit, Freude oder einer anderen Emotion lässt sich somit manchmal nur am Ausdruck der Augen, der Haltung der Rute oder einigen anderen eher unscheinbaren Zeichen erkennen.
Beobachtung ist der erste Schritt zum Verstehen
Um zu verstehen, was das Tier an unserer Seite wirklich fühlt, gibt es nur eine Möglichkeit: wir müssen es beobachten und zwar unvoreingenommen und ganz genau. Wir Menschen neigen dazu, schnell eine Schublade aufzumachen, in der wir bestimmte Dinge dann einordnen. Möchten wir erkunden, was unsere Fellnase fühlt, ist das allerdings der falsche Weg, denn dann entgeht uns sehr viel. So sind beispielsweise viele immer noch der Meinung, ein Schwanzwedeln wäre grundsätzlich ein Zeichen der Freude. Dass es aber nur eine grundlegende Erregung zeigt und erst in Verbindung mit anderen Zeichen Freude oder anderes ausdrückt, wird nicht beachtet.
So zeigen uns unsere Vierbeiner am Tag unzählige Male mit ihrer Körperhaltung, der Haltung der Rute und der Ohren sowie ihrer Mimik, wie sie sich gerade fühlen. Und sie sind dabei vor allem eins: ehrlich! Ein Gefühl wird nicht unterdrückt, sondern in dem Moment ausgelebt und angezeigt, in dem es da ist. Im nächsten Moment kann dann alles schon wieder ganz anders sein. Diese Ehrlichkeit ist es auch, die es so faszinierend macht, Hunde beim Ausdruck ihrer Befindlichkeit zu beobachten. Macht man sich die Mühe, versteht man plötzlich einige Dinge, die vorher als Mysterium galten. Und man baut eine ganz neue Art der Bindung auf, die auf Verständnis begründet ist.
Bilder Quellenangabe:
dog-3704537_1920: falco / Pixabay
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