Das Brachycephales Syndrom
Kleiner Kopf, große Augen und eine süße Stupsnase – bei dieser Beschreibung, die auf beliebte Hunde wie den Mops oder auch die Französische Bulldogge zutreffen, gehen die Herzen von vielen Hundeliebhabern über. Kein Wunder, denn diese Kopfform, die häufig auch als Kindchenschema bezeichnet wird, zielt direkt auf unsere Beschützerinstinkte ab und macht es beinahe unmöglich, nicht völlig hingerissen aufzuseufzen. So sieht die emotionale Seite aus. Lassen wir das Herz aber einmal außen vor und schalten den Kopf ein, wird vielen schnell bewusst, dass dieses niedliche Aussehen erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringen kann.
Brachycephalie lässt Hunde leiden
Je beliebter Rassen wie die oben genannten werden, desto mehr weisen auch Tierärzte auf die Probleme hin, die auftreten können und nicht wenige setzen sich dafür ein, bei den Züchtungen wieder mehr auf alte Standards zu setzen. Und das hat einen guten Grund. Hunde dieser und weiterer Rassen sind brachycephal („brachis“ = kurz, „cephalus“ = Kopf) und bringen somit viele gesundheitlichen Baustellen mit, die im schlimmsten Fall dafür sorgen können, das kein artgerechtes Leben mehr möglich ist. Nur für ein niedlicheres Aussehen wird hier also in Kauf genommen, dass der Hund schon bei ganz normalen Aktivitäten des Alltags leidet.
Ein Spaziergang in der Sonne kann da schon zum Hochleistungssport für den Vierbeiner werden und oftmals hilft nur eine Operation, um die negativen Auswirkungen, die ein Brachycephales Syndrom mit sich bringt, auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Nicht immer bringen diese chirurgischen Eingriffe die gewünschten Ergebnisse und es gibt Fälle, wo immer wieder korrigiert werden muss, damit der Hund überhaupt lebensfähig ist.
Welche Probleme treten durch ein Brachycephales Syndrom auf?
Gerade der Mops, aber auch Boxer, französische und englische Bulldoggen sowie Pekinesen und Boston Terrier sind für ihre süßen Plattnasen bekannt. Was niedlich aussieht, ist jedoch eine Auswirkung der Brachycephalie. Durch die Verkürzung des Schädels der Tiere kommt es dazu, dass die Nasenhöhlen extrem verkleinert werden und dabei fehlgestaltete Nasenmuscheln entstehen, die zu einer Verstopfung der Atemwege führen. Bei den erwähnten Rassen sind diese Probleme mit der Atmung oft schon im jungen Alter an Schnaufen, Grunzen, Röcheln und Schnarchen zu erkennen.
Sind die Auswirkungen stärker, kann es zu hochgradiger Atemnot führen, die einen Kollaps nach sich ziehen kann. Und dafür ist nicht einmal viel Anstrengungen beim Hund notwendig. Schon ein bisschen Spielen, ein Gassi-Gang oder die Aufregung beim Autofahren kann dazu führen, dass der Vierbeiner zusammenbricht. Im Sommer ist die Gefahr aufgrund höherer Temperaturen noch einmal größer. Da Hunden nicht im herkömmlichen Sinn schwitzen können, erfolgt eine Thermoregulation über Drüsen in der Nase, die die Luft befeuchten und für Verdunstungskälte sorgen. Bei brachycephalen Hunden ist das aufgrund der kleinen Nasenmuscheln aber nicht mehr möglich.
Was tun, wenn das Tier leidet?
Auch wenn inzwischen bekannt ist, welche Auswirkungen die Züchtungen mit kaum noch vorhandenen Nasen haben, werden die Welpen oft und gern gekauft. Die Hoffnung, dass das eigene Tier nicht von den Problemen betroffen ist, schwingt immer mit. Und sind dann doch erste Anzeichen für Atemprobleme zu erkennen, wird auch der Gang zum Tierarzt nicht gescheut, der dann teure Operationen vornimmt, um dem Tier zu helfen. Aufgrund der vielfältigen Probleme, die ein brachycephales Syndrom mit sich bringen kann, ist aber auch nicht jedem Tier zu helfen. Die Operationen sind oft sehr aufwendig und verschaffen nur für eine kurze Zeit Linderung.
Mit Hilfe der „Multi-Level-Chirurgie“ versuchen Ärzte inzwischen, in einer Operation mehrere Engstellen gleichzeitig zu behandeln. Vor dieser Operation ist es allerdings wichtig, dass genaue Untersuchungen erfolgen und auch Atemwiderstandsmessungen durchgeführt werden, damit auch wirklich alle Engstellen erkannt werden. Bestehen beispielsweise drei Engstellen, bringt eine Operation an zwei von ihnen nicht den erwünschten Erfolg. Es ist also unerlässlich, wirklich alle Probleme festzustellen, bevor der chirurgische Eingriff beginnt. Eine Garantie gibt es natürlich auch bei dieser Operationstechnik nicht, jedoch wird sie schon häufig mit gutem Erfolg eingesetzt.
Schöner wäre es allerdings, wenn Eingriffe dieser Art gar nicht erst nötig wären. Hier sind Züchter und natürlich auch die Käufer in der Verantwortung. Wir alle wollen schließlich das Beste für die Tiere!
Bilder Quellenangabe:
bulldog-4187023_1920: Sven Lachmann / Pixabay
Kommentare
hundebloghaus 19. Juli 2017 um 10:47
Kürzlich sprach ich mit einem Tierarzt darüber. Er erzählte mir, dass trotz des Wissens das nun schon länger in den Medien bekannt ist, die Zahlen an brachezyphalen Patienten eher noch steigen als fallen. Unfassbar, was der Mensch hier seinem Hund aufbürdet. Lebenslange Beeinträchtigung und Qual für ein optisches Ideal.
Liebe Grüße
Daniela