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Mehrhundehaltung – Wie es dazu kommen kann

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Die Mehrhundehaltung

Ein Gastbeitrag von Tatjana Gebauer vom ► Hundesalon Fellkeller in Selters

Was gibt es schöneres als einen Hund – mehrere Hunde!

Die Mehrhundehaltung ist schon eine kleine Herausforderung für die Hunde und den Besitzer. Bei einer bunt zusammengewürfelten Hundegruppe muss die Chemie untereinander stimmen. Hier wird bewusst von “ Hundegruppe “ und nicht von “ Rudel “ gesprochen, da ein Rudel nur aus miteinander verwandten Hunden besteht.

Wenn ein weiterer Hund zu der Gruppe kommt, dann ist in den ersten Tagen erhöhte Vorsicht geboten. Jeder Hund der Gruppe ist individuell und hat seine Eigenheiten und Erlebnisse.
Der Neuankömmling wird versuchen, seine Stellung in der Gruppe herauszufinden und sie auch zu behaupten.

Oftmals nehmen wir das überhaupt nicht wahr, was die Hunde untereinander schon in den ersten Stunden ausmachen. Meist regelt sich in der Gruppe alles “ von selbst „. Sollte es einmal nicht so sein, dann ist Herrchen / Frauchen gefragt und muss einschreiten.

Die meisten Probleme kann es bei der gemeinsamen Fütterung geben, gerade wenn man mehrere Auslandshunde hat. Aber wenn man dann bewusst einschreitet und Grenzen aufzeigt, ist auch das nach einigen Tagen Geschichte.

Noch vor vier Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, einmal eine Gruppe mit fünf Hunden zu haben.

Tessa war die erste, die im Februar 2008 bei uns einzog. Sie kommt aus Griechenland und war auf einer Pflegestelle ganz in meiner Nähe. Damals wusste ich noch nicht all zu viel von Auslandshunden und bei der Übernahme wurde auch nicht sehr viel darüber erwähnt. Aber Tessa war “ mein Hund “ und die Eingewöhnung ging ohne Probleme über die Bühne und wir zwei hatten sehr schnell eine starke Bindung aufgebaut.

Als sich meine berufliche Situation veränderte und ich von zu Hause aus arbeitete, war es mein Wunsch, Tessa einen Spielgefährten zu holen, und noch einer armen Fellnase zu helfen, denn ich hatte ja jetzt auch viel mehr Zeit. Es sollte auf jeden Fall ein Hund aus dem Tierschutz sein, denn über die Zustände der rumänischen Straßen- und Tötungshunde hatte ich mittlerweile viel gelesen.

Ich wandte mich an eine Organisation rumänischer Straßenhunde, bei der ich auch schon länger passives Mitglied war. Aber diese schickte mich zu dem ansässigen Tierheim, da sie keine Privatvermittlungen mehr mache und nur noch mit deutschen Tierheimen zusammen arbeite. Also bin ich mit Tessa in das Tierheim gefahren, denn Tessa entscheidet ja, wer ihr Freund sein soll. Leider hatten sie damals nur Chiwawa-Mix Junghunde aus Rumänien dort und bei den größeren Hunden stimmte die Chemie nicht. Und da ich viel mit Tessa in den Bergen unterwegs bin, sollte der Freund auch schon von einer etwas grösseren Mix-Rasse sein.

So kam es, das ich durch Zufall auf eine Tierschutzorganisation stieß und mich mit dieser in Verbindung setzte. Sie hatten überwiegend schwarze Hunde, aus Spanien, Rumänien, Ungarn. Meist Schnauzer-Mixe, die hier in Deutschland auf Pflegestellen saßen. Und da Tessa auch schwarz ist, und ich schwarze Hunde mag und diese auch zudem immer noch geringere Vermittlungschancen haben. Es dauerte auch nicht lange, war Tessas neuer Freund da ( aus einer Tötung in Ungarn, eine Woche auf Pflegestelle in Deutschland ). Wir sind damals mit ihr zur Pflegestelle gefahren und es war Liebe auf den ersten Blick, von Tessa und auch von mir.
Tessa und Nelson, es hat alles perfekt gepasst und so kam es, das ich mich weiter mit dieser Organisation anfreundete und Mitglied wurde.

Eines Tages wurde dringend eine Pflegestelle gesucht, damit ein spanischer Hund ausreisen konnte. Ich sagte zu, mit etwas mulmigem Bauchgefühl, da ich ja nicht wirklich einschätzen konnte, ob das mit Tessa und Nelson auch klappt. Aber wir haben es gut gemeistert, ohne große Probleme und so kam ich zu meinem ersten Pflegehund. Dieser fand auch ganz schnell ein liebes Zuhause in meiner Nähe und wir haben heute noch Kontakt.

Dann kam ein Notfall, es wurde eine Pflegestelle gesucht, für zwei Hunde, Geschwister, ursprünglich auch aus einer Tötung in Ungarn, die schon in Deutschland vermittelt waren, und wegen Trennung wieder zurück an den Verein gingen. Also sagte ich zu, da es mit dem ersten Pflegehund ja auch super geklappt hat. Dann kamen hier zwei kleine, verängstigte und unsichere Pudel-Schnauzermischlinge an, gerade mal ein Jahr alt, die ihr ganzes kurzes Leben schon viel Unschönes mitgemacht haben. Das war harte Arbeit, für mich, aber auch für Tessa und Nelson. Sie sollten auch nur zusammen vermittelt werden, da sie unzertrennlich waren. Ist ja auch kein Wunder, bei dem, was ich dann noch alles über ihre Vergangenheit erfahren habe.

Mit der Vermittlung hat es dann nicht so geklappt, wie wir es gerne gehabt hätten. Einzeln ja, zusammen nein. Aber wir haben sie nicht getrennt und so kam es, dass sie nach über einem Jahr zu meiner Familie gehörten. Sie sind nach wie vor noch sehr unsicher und ängstlich, aber es hat sich schon gebessert und sie fühlen sich in der Gruppe wohl.

Nun war der Punkt erreicht, an dem ich sagte, ich kann keine Pflegehunde mehr aufnehmen und vier Hunde reichen auch, zumal die eine von den Geschwistern fremden Hunden und auch teilweise Menschen gegenüber nicht so einfach ist.

So ging das dann über ein Jahr und was soll ich sagen, dann kam wieder ein Notfall, diesmal ein deutscher, der nur vorübergehend für ein paar Tage eine Unterkunft suchte. Ich sagte zu und hatte ja auch noch die Möglichkeit, ihn von der Gruppe zu trennen, falls es wirklich nicht harmonieren sollte. Und siehe da, es ging nach kurzen, kleinen Anfangsschwierigkeiten wunderbar und auch die “ Schwierige “ hat alles super mitgemacht. Nach einer kurzen Zeit, zwar länger als geplant, wurde er dann auch vermittelt und ich habe zu ihm weiterhin Kontakt.
Nun hatte ich gesehen, dass es mit Hilfe aller, doch funktioniert und mich entschlossen, noch einem rumänischen Straßenhund zu helfen und ihm den Start in ein besseres Leben zu ermöglichen. Nicht lange nach dem Entschluss sah ich Smarty, der dem Verein nahegelegt wurde auf der Suche nach einer Pflegestelle. Ich zögerte nicht und bot mich an. Ich dachte, relativ klein, mal nicht schwarz, gute Vermittlungschancen….Kurze Zeit später trat er dann auch schon die Reise nach Deutschland an ( natürlich mit gültigen Impfungen, Papieren und Einreisegenehmigung ) und ich holte ihn mitten in der Nacht am vereinbarten Übergabetreffpunkt ab.

Smarty war der letzte des Transportes und total fertig. Mit Sicherheitsgeschirr setzte ich ihn in mein Auto um und wir traten den Weg in sein vorübergehendes Zuhause an. Auch die Zusammenführung mitten in der Nacht mit meinen Hunden war kein Problem, selbst von der “ Zicke “ kam kein Ton. Er war einfach da, akzeptiert und sofort in die Gruppe integriert. Das hat mich schon gewundert, zumal ich am Anfang so das Gefühl hatte, dass die Chemie zwischen ihm und mir nicht ganz passt. Aber vielleicht war das auch nur ein Schutzmechanismus. Meine vier Hunde hatten ihn sofort ins Herz geschlossen und was ich dann nach und nach zu sehen bekam, macht mir Angst. Ich glaube, sie haben schon weit vor mir beschlossen, ihn nicht mehr gehen zu lassen.

Er hatte einige Anfragen, die aber nicht so ganz passten und ich hätte ihn gerne auch als Zweithund in einer neuen Familie gesehen. Er braucht den ständigen Kontakt von Artgenossen.

Bei den harmonischen Bildern und Augenblicken, die ich von nun an ständig zu sehen bekommen sollte, brachte ich es nicht über das Herz, ihn wieder aus der Gruppe zu reißen. Erstens wegen ihm, zweitens auch wegen meinen Hunden.

Aber fünf Hunde….? Wie sollte das auf Dauer gehen, wie bringe ich das meinem Mann bei?

Bei meinem Mann musste ich erstaunlicherweise nicht viel sagen, er war der gleichen Meinung und stimmte zu. Er sah es ja auch jeden Tag, wie harmonisch das Zusammenleben in der Gruppe zuging und wie sehr sie aneinander hingen.

Es war niemals geplant, dass wir einmal fünf Hunde haben werden, aber ich bin jeden Tag dankbar dafür und lerne so viel von und mit ihnen. Natürlich ist es auch ab und an mal stressig, aber das nehme ich gerne in Kauf. Sie danken es uns täglich mit ihrer Liebe und Zuneigung und mit einem guten Gefühl, manches wieder gut zu machen, was andere Menschen angerichtet haben.

 

Bilder Quellenangabe:

four-dogs-1919152_1920-1: JenniGut / Pixabay


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