Hundeausstellungen
Ein Gastbeitrag von Claudia Weller
Claudia Weller züchtet mit ihrem Partner Riesenschnauzer unter dem Zwingernamen „Caval-Mari“. Ihre Stammhündin Susi Sorglos vom Kellergeist erwartet im Dezember 2015 zum zweiten Mal Welpen. Vater ist der Bundessieger in der Championklasse, Stablemaster’s Faiz. Weitere Informationen auf www.schnauzercomix.com oder Susi Sorglos‘ Blog k9scout.blogspot.com
Vielen Menschen, die an eine Hundeausstellung denken, fällt vielleicht erst einmal das Bild eines extrem frisierten „Luxus“hundes ein, der von seinen Besitzern voller Stolz und Eitelkeit vorgeführt wird. Hundeausstellungen haben aber eine lange Tradition und erfüllen mehrere Zwecke.
Die Tradition der Hundeausstellungen wurde in England begründet nachdem die blutigen Hundekämpfe verboten worden waren und die Hundebesitzer und Züchter andere Möglichkeiten suchten um ihre Hunde zu vergleichen. Auch heute findet noch jedes Jahr im März in England die berühmte Crufts statt bei der an die zwanzigtausend Hunde gemeldet werden.
Hundeausstellungen sind eng mit der Zucht verbunden. Durch die Beurteilung eines Richters sieht der Züchter und Hundebesitzer, wie sein Hund im Bezug zum Rassestandard einzuordnen ist und hat die Möglichkeit, andere Hunde derselben Rasse zu begutachten und sich über die jeweiligen Zwinger zu informieren. Auch ein Züchter auf der Suche nach einem Deckrüden kann hier fündig werden. Das Ansehen des Hundes und seines Züchters steigen natürlich mit einer guten Platzierung.
Die Rassestandards werden von den jeweiligen Ländern definiert aus denen die Hunde stammen. Es gibt genaue Vorschriften über die minimale und maximale Größe eines Hundes, bezüglich seiner Zähne, der Körperhaltung, des Haarkleids, der Form des Kopfes etc. Dadurch sollen die rassetypischen Eigenschaften beibehalten, die Gesundheit gefördert und die typischen Eigenschaften, beispielsweise eines Jagdhundes erhalten und verbessert werden.Leider ist in der Vergangenheit nicht immer der Gesundheitsaspekt im Vordergrund gestanden und die rassetypische Seite wurde in übertriebener Form betont. Man denke nur an extrem kurze Nasen bei Möpsen, Dackel die durch immer kürzere Beine und längere Oberkörper kaum mehr laufen können oder Hunde die so extrem klein gezüchtet wurden dass sich ihre inneren Organe nicht richtig entwickeln können.
Auch für Nichthundebesitzer, die sich über eine bestimmte Rasse informieren oder sich einfach einmal einen Überblick schaffen möchten, ist ein Besuch der Ausstellung zu empfehlen. Sie haben die Möglichkeit, sich die verschiedenen Rassen aus der Nähe anzusehen und mit den Besitzern und Züchtern in Kontakt zu treten. Informationen aus erster Hand bezüglich des Aussehens und der Eigenschaften des Hundes geben nochmals einen ganz anderen Einblick als das Wissen über Bücher oder das Internet.
Trotzdem ist es für den nicht Eingeweihten teilweise schwer nachvollziehbar was gerade im Ring vor sich geht. Gerade bei internationalen Ausstellungen in denen viele Hunde vorgestellt werden, fallen die Entscheidung durch die Richter sehr schnell. Ehe man sich versieht, stehen schon die nächsten Konkurrenten im Ring und man hat Schwierigkeiten, dem Geschehen zu folgen. Am besten ist es wenn man einen gesprächigen Nachbarn hat, der einen über das Geschehen teilweise auf dem Laufenden halten kann.
Auf jeden Fall ist es ratsam, sich gleich zu Beginn den Messekatalog zu kaufen. Anhand der Startnummern der Teilnehmer kann man so einen gewissen Einblick erhalten, erfährt die Namen der Hunde und die Klassen in denen sie starten. Nur ein kurzer Überblick, in der Regel werden folgende Klassen gerichtet:
Jüngstenklasse 6-9 Monate
Jugendklasse 9-18 Monate
Zwischenklasse 15-24 Monate
Gebrauchshundklasse für bestimmte Rassen mit Leistungskennzeichen
Championklasse ab 15 Monate
Veteranenklasse ab 8 Jahre
Man könnte noch weiter ausholen und ins Detail gehen aber das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, vielleicht gibt es auch ganz andere Fragen, die für den Neuling erst einmal wichtig sind:Kann ich meinen Hund ausstellen und welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
Der Hund muss eine vom VDH anerkannte Ahnentafel haben. An den Ohren kupierte Hunde werden nicht zugelassen. Hunde die an der Rute kupiert sind mit wenigen Ausnahmen ebenfalls nicht (bestimmte Jagdhunde). – Wir sprechen in diesem Fall von Deutschland und den meisten europäischen Ländern.
Trächtige Hündinnen dürfen nicht teilnehmen, auch taube und blinde Hunde nicht. Kastrierte Rüden dürfen in der Veteranenklasse teilnehmen wenn sie früher schon einmal bewertet wurden. Läufige Hündinnen dürfen inzwischen teilnehmen, das war früher nicht der Fall.
Teilnehmer an Ausstellungen müssen nicht Mitglieder im entsprechenden Rassehundeverein sein.
Die Bundessiegerausstellung in Dortmund findet jedes Jahr im Oktober in den Westfalenhallen statt und bietet ein breites Spektrum auf hohem Niveau. An die 20.000 Hunde der verschiedensten Rassen waren dieses Jahr gemeldet und wurden in den verschiedenen Ringen gerichtet.
Mehrere Hallen standen den Industrieständen zur Verfügung. Hier wurde alles verkauft was direkt oder indirekt mit dem Hund zu tun hat: Halsbänder, Spielzeug, Kleidung für Mensch und Tier, Futter, Bücher, Versicherungen und Hundemarken…
Die einzelnen Rassehundevereine waren mit Informationsständen vertreten und Aktivitäten rund um den Hund wurden auf den verschiedenen Showflächen gezeigt.
Ein großes Schwimmbecken war aufgebaut. Hier gab es einen Wettbewerb im Hundeweitsprung bei dem jeder Hund mitmachen konnte, sehr charmant moderiert, übrigens.
Im Showring wurden die verschiedenen Hunderassen vorgestellt, auch eine sehr interessante Sache. Tricks mit Hunden, Dogdancing, Jumping, Obedience, Flyball – eine große Auswahl an Sport- und Beschäftigungsmöglichkeiten mit Hunden wurden gezeigt.
Die Kombination von Hund und Pferd ist ja nichts Neues und viele Pferdebesitzer haben einen Hund der das Pferd beim Ausritt begleitet. Im Stall ist dann der Hund der Boss, habe ich mir sagen lassen…
Der eigene Besuchshund darf gegen eine kleine Gebühr und mit einem gültigen Impfpass ebenfalls mitgebracht werden.
Besonders zu loben ist die erstklassige Organisation der Ausstellung. Trotz der großen Anzahl von Tieren in den einzelnen Hallen war die Luft bedeutend besser als wir es bereits auf anderen Messen ohne allzu viel Tiere erlebt haben. Für die Hunde gab es mehrere Löseplätze die mit Rindenmulch ausgestreut waren und reichlich Tüten und Müllbehälter für die Hinterlassenschaften ausgestattet waren.
Auch die Positionierung der Parkplätze rund um die Messehallen und die Einweisung durch die Angestellten war vorbildlich. Innerhalb von 10 Minuten konnte man die Messe vom Parkplatz aus immer erreichen. Die Räume in denen die einzelnen Ringe aufgebaut waren, waren durchaus geräumig, auch Stühle waren rund um die Räume aufgebaut und wenn nicht manche Leute so rücksichtslos gewesen wären, sich ihren Platz für die ganze Zeit mit Taschen und ähnlichem zu belegen, hätte es auch für alle Besucher gereicht.
Zusätzlich bringt natürlich jeder Aussteller in der Regel zumindest einige Campingstühle und seinen Trimmtisch als Ausrüstung mit.
Nach der Ausstellung besteht dann nochmals die Möglichkeit, sich an den einzelnen Verkaufsständen zu informieren und sich mit den Züchterkollegen auszutauschen.
Obwohl wir keinen Hund ausgestellt hatten, hat sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt und ist sehr zu empfehlen. Wir haben wieder wertvolle Informationen erhalten, konnten uns mit Kollegen austauschen und hatten die Möglichkeit, die besten Hunde ihrer Rasse und Klasse und die renommiertesten Richter hautnah zu erleben.
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